Heinrich von Herzogenberg
«Die Weihe der Nacht» op. 56
(Dichtung von Friedrich Hebbel)
für Alt-Solo, vierstimmigen Chor und Orchester
.
Friedrich Hebbel
Die Weihe der Nacht
Nächtliche Stille!
Heilige Fülle,
Wie von göttlichem Segen schwer,
Säuselt aus ewiger Ferne daher.
Was da lebte,
Was aus engem Kreise
Auf in's Weit'ste strebte,
Sanft und leise
Sank es in sich selbst zurück
Und blüht auf in unbewusstem Glück.
Seele, du wachst noch?
Tastest noch zitternd umher
In der Unendlichkeit?
Findest denn du allein nicht den Weg,
Der zurück zu dir selbst dich führt?
Hast du zu weit dich verirrt?
Bist du in die Umarmung der Welt
Eingefroren zu fest?
Löse dich, löse dich!
Dass du die heilige Weihe nicht störst,
Die das Leben rings erneut.
Tauche dich still und lausche nicht mehr
Aus dir selber heraus,
Bis du allmählich ganz dich verlierst
In die innere Nacht.
Wenn du ruhig dich dehnend im Schlaf
Die umschliessende Form zersprengst,
Die dich sondert vom All,
Dann ergreift es dich wie ein Arm,
Und du fühlst es mit süsser Angst,
Dass es still dich hinunterzieht
In den Urgrund des Sein's, in Gott.
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