450 Besucher bei Konzert in der Ingelheimer Saalkirche/Chor räumt
Sitzplätze
Vom 21.12.2004
INGELHEIM Fast genau vor 110 Jahren hatte es seine Premiere im
elsässischen Straßburg: das romantische Weihnachtsoratorium "Die
Geburt Christi" des Grazer Komponisten Heinrich von Herzogenberg
(1843-1900). Nun hat sich das musikalische Multitalent Carsten Lenz
daran gewagt: Der beliebte Dekanatskantor initiierte die Aufführung
des "Großprojekts" in der frisch renovierten Saalkirche unter
Mitwirkung von 130 Sängern und Musikern.
Von unserer Mitarbeiterin Caroline Jerchel
Daran beteiligt waren der renommierte Ingelheimer
"Georg-Philipp-Telemann-Chor", das Jugend-Vokalensemble "canto
vocale", Teile des "Kinderchors des Dekanats Ingelheim", das
Streich-Orchester "Capella Palatina", Iris Lenz am Harmonium und die
Organistin Petra Maack-Wantzen. Zudem sangen sechs Solisten: der
durch eine Erkältung gehandikapte Kaiserslauterer Peter Leister und
Andreas Klopp aus Ginsheim (Tenor), Gernot Spielmann aus Lindenfels
und Stefan Querbach aus Alzey (Bass) sowie die Mainzerin Claudia
Rück (Alt) und die besonders beeindruckende Sopranistin Ilse Fenger
aus der Rotweinstadt.
Kein freier Platz. Das Interesse der Ingelheimer war
riesengroß, und es gab keinen freien Platz mehr, alle Karten waren
restlos ausverkauft. Schließlich räumte der Chor sogar seine
Sitzplätze, sodass insgesamt 450 Besucher der musikalischen Rarität
"live" folgen konnten. Weihnachtliche, besinnliche Stimmung, große
Qualität und der sichtbare Spaß, den alle Mitwirkenden hatten, war
der Lohn der Anwesenden. Wer schon eine halbe Stunde vor Beginn der
insgesamt gut 90-minütigen, äußerst gelungenen Veranstaltung da war,
konnte selbst mitsingen: Es wurden nämlich mit dem Publikum die vier
Choräle geprobt. Ein Oratorium zum Mitmachen war 1894 eine große
Ausnahme, damals wie heute rief es begeisterte Reaktionen hervor.
Das Weihnachtsoratorium von Heinrich von Herzogenberg, der neben
Komposition auch Jura studiert hatte, ein Bekannter von Johannes
Brahms war und als Professor in Berlin an der Musikhochschule
wirkte, ist dreiteilig angelegt: Der erste, musikalisch ruhige
Anfangsteil, "Die Verheißung", thematisiert Adventsgedanken, der
zweite Teil, "Die Erfüllung", ist lebhafter und freudiger und
erzählt die Geburtsgeschichte von Jesus, hier hat von Herzogenberg
das bekannte Weihnachtslied "Es ist ein Ros´ entsprungen"
eingearbeitet. Der dritte und letzte Teil, "Die Anbetung",
schließlich führt die Weihnachtsgeschichte weiter, als zusätzliches
Element kommen eine Oboe für die Hirtenmusiken und der Kinderchor
hinzu. Als Höhepunkt vor dem finalen Choral steht das achtstimmige
Doppelchorstück "Also hat Gott die Welt geliebt", zu dem der
Kinderchor noch als neunte Stimme den Choral "Er ist auf Erden
kommen arm" zufügte.
Nach minutenlangem Applaus dankte Dirigent Carsten Lenz allen
Mitwirkenden für die "schweißtreibende Arbeit", schließlich habe man
bereits seit Januar geprobt. Und dem Publikum, dem gab der
enthusiastische Dekanatskantor noch "einen Kurzen mit auf den Weg",
gemeint war die Zugabe. Zur Freude der Anwesenden wurde das Lied
"Nun singet und seid froh" aus dem dritten Teil des Oratoriums
gesungen.
Konzert in Bubenheim. Übrigens: die Ingelheimer waren nicht
die einzigen, die in den Genuss der Aufführung kamen: Bereits am
Vortag faszinierten Carsten Lenz, seine Chöre und Musiker in
Bubenheim gut 100 Besucher der evangelischen Kirche mit "Die Geburt
Christi".