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Aus der Rezension des Konzerts vom 02.02.2003 in Erlangen «Fenster zur Moderne»Der Erlanger Universitätsmusikdirektor vom Institut für Kirchenmusik schafft Abhilfe im Requiem-Einerlei: Unter Leitung von Konrad Klek fand die Wieder-Erstaufführung des nach 1945 bis in die 90er Jahre verschollenen Requiem op.72 des Brahms-Zeitgenossen Heinrich von Herzogenberg im Gemeindehaus am Bohlenplatz statt. Uraufgeführt in der Leipziger Thomaskirche am 22.Februar 1891 sind insgesamt nur vier Aufführungen für das Chor- und Orchesterwerk belegt: Die letzte fand im Jahre 1938 durch den Basler Volkschor statt. Nun darf der Akademische Chor der Friedrich-Alexander-Universität und das Forchheimer Kammerorchester mit spürbarem Engagement und Spielfreude den durch krittelnde Komponistenkollegen (Brahms resümierte «ein trostloses Stück»), aber auch idealistische Überfrachtung (der mit Herzogenberg befreundete Bach-Biograph Philipp Spitta würdigte das Werk in seinem Aufsatz «Musikalische Seelenmessen» ) angekratzten Ruf des Herzogenberg-Requiems wiederherstellen. Das Orchestervorspiel lässt aufhorchen: Spätromantisch weitgedehnte Spannungsharmonik öffnet das Fenster in die Moderne, wofür sich der Komponist etwa doppelt so viel Zeit nimmt wie Brahms. Dann ein überraschenderweise an Mozart erinnernder Melodiebogen in den Sopranstimmen - «et lux perpetua», der als kurze Reflexion aufblitzt. In Folge werden dramatisch zuspitzende Stilmittel verschwenderisch eingesetzt: Mit Paukenverstärkung und Posaunen, mit durchdacht platzierten Tutti und emphatisch einfallenden Streichern ... und mächtigen Fortissimi, die Konrad Klek auch ernst nimmt. So scheut der agil mitfedernde Dirigent auch keine pathetischen Gipfelpunkte zu erklimmen, wenn sie denn intendiert sind. Das geradezu triumphale, von den Hörnern eingeleitete «Sanctus Sanctus Sanctus Dominus Deus Sabatoh» strahlt mit einem unwiderlegbaren Dur-Akkord, der die Grundtonart - das Requiem steht in c-Moll- für den Zuhörer energisch übertönt. Dass sich hier knapp eine Stunde lang Chor und Orchester gegenüberstehen und es keine Vokalsolisten gibt, macht die präzise Artikulation des lateinischen Textes mitentscheidend für eine transparente Gestaltung. | ||||||||||||
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