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Antje Ruhbaum:

Von Eisbergen und Unterwasserlandschaften
Elisabeth und Heinrich von Herzogenberg und der Brahmskreis(Fussnote 1)


      Joseph Joachim (1831-1907), der berühmte Geiger, Gründer und Leiter der «Königlichen Hochschule für Musik» in Berlin, war nicht der einzige professionelle Musiker des Brahmskreises, der es genoss, sich von Elisabeth von Herzogenberg (1847-1892) auf dem Klavier begleiten zu lassen. Im Herbst 1885, als die Herzogenbergs(Fussnote 2) gerade nach Berlin gezogen waren, schrieb er ihr, er sehe sie
  • gar nicht wie eine bloß Musik lieb habende […] mir wohnt ein ganz ernster, kollegialischer Respekt vor Ihrem Können inne, und so nehmen Sie und Ihr Gemahl ein für alle Mal das Geständniß hin, wie sehr ich als Künstler Ihr und sein Hiersein als eine beglückende Bereicherung empfinde.(Fussnote 3)
Auf solche Zeichen der Anerkennung professioneller Musiker trifft man immer wieder, wenn man sich mit Elisabeth von Herzogenberg beschäftigt.(Fussnote 4) Außergewöhnlich begabt und in ihrer Jugend von Julius Epstein, dem damals ersten Pianisten Wiens, in Klavierspiel und Harmonielehre ausgebildet, verfügte sie über professionelle Fähigkeiten als Pianistin. Ihre Stimme umfasste drei Oktaven und klang «rein wie ein untemperiertes Klavier»(Fussnote 5). Vor allem aber konnte sie Musik innerhalb kürzester Zeit auswendig behalten und harmonisch durchschauen. Dennoch passt sie in keine der an männlichen Berufsbildern orientierten Kategorien: Da sie selten öffentlich auftrat und wenig selbst komponierte(Fussnote 6), kann man sie weder als Pianistin oder Sängerin noch als Komponistin sinnvoll einordnen. Bei ihr stößt man an Grenzen der Begrifflichkeiten der historischen Musikwissenschaft. Ihre weit verzweigte, in den Nachlässen ihrer berühmten ZeitgenossInnen überlieferte Korrespondenz zeigt, dass ihr Werk im Wirken innerhalb des musikalischen Freundschaftsnetzwerks liegt, dessen Knotenpunkt sie war. Statt ein eigenes Werk zu schaffen, widmete Elisabeth von Herzogenberg ihre Kraft und Begabung den Werken vieler KünstlerInnen dieses Freundeskreises. Dieser Kreis bildet ein historisches MusikerInnen-Netz(Fussnote 7), in dem Elisabeth von Herzogenberg die Rolle einer Musikförderin(Fussnote 8) einnahm.
      Die noch heute prominenteste Persönlichkeit dieses Kreises war der Komponist Johannes Brahms (1833-1897). Er galt als das Haupt des einen der beiden Lager, in welche die Musikkultur der damaligen Zeit gespalten war. Sein Gegenspieler war bekanntlich Richard Wagner (1813-1883). Gerade die Beschäftigung mit Elisabeth und ihrem Mann, dem Komponisten Heinrich von Herzogenberg (1843-1900), zeigt aber, dass Brahms nur ein Knotenpunkt in diesem weit verzweigten MusikerInnen-Netz war (wenn auch ein sehr wichtiger).
      Ich will den Perspektivwechsel - weg vom üblicherweise allein betrachteten Komponistenheroen Johannes Brahms hin zu diesem Netzwerk - mit dem Bild eines Eisberges vergleichen, von dem Brahms selbst nur die sprichwörtliche Spitze darstellt. Betrachtet man diesen Eisberg nun nicht mehr von der Seite, sondern begibt sich in die Vogelperspektive und blickt von oben auf ihn herab, so werden auf allen Seiten - neben, vor und hinter ihm - andere, vielleicht weniger hohe Berge sichtbar, die vom Wasser der Geschichtsschreibung zugedeckt werden. Diese bilden das Netzwerk der MusikerInnen des nach ihm benannten Brahmskreises, die mit an dem kommunikativen Prozess beteiligt waren, als dessen Resultat die Öffentlichkeit heute eigentlich nur noch die Werke von Johannes Brahms kennt.
      Im Folgenden soll, ausgehend vom Beispiel des Besuches der Herzogenbergs bei Clara Schumann (1819-1896) vom 3. bis 7. Mai 1877 in Berlin, die Vielschichtigkeit dieser Unterwasserlandschaft aufgezeigt werden. Es wird deutlich, wie viele Menschen zu diesem Kreis gehörten und dass die heutige Bekanntheit oder Unbekanntheit ihrer Namen mit ihrer damaligen Stellung im Freundeskreis nicht unbedingt übereinstimmt. Sowohl in den persönlichen Beziehungen zwischen den Menschen als auch in ihrem Umgang mit der gemeinsamen Liebe zur Musik gehen private und berufliche Interessen fließend ineinander über. Dies macht die Dichte und Komplexität des Netzes aus und konnte sich für den einen positiv und für den anderen negativ auswirken. Hier wird deutlich, dass das Verschwinden der übrigen ‘Berge’ neben dem Monolithen Brahms im Laufe der Geschichte seine Wurzeln nicht nur in der Qualität seiner Kompositionen, sondern auch in den Strukturen und Werten dieses Freundschaftsnetzwerks hat.
 

1 Zur Vorgeschichte: der Leipziger Brahmskreis
      1872 zogen Heinrich und Elisabeth von Herzogenberg in die Verlags- und Musikstadt Leipzig. Bald fanden sie Aufnahme in deren musikalische Kreise, die Clara und Robert Schumann (1810-1856) und dem damals noch durchaus umstrittenen Johannes Brahms nahe standen. Zu diesen gehörten u. a. Adolph und Lili Wach, er musikbegeisterter Jurist, sie die Tochter Felix Mendelssohn Bartholdys(Fussnote 9), ferner die ehemalige Konzertsängerin Livia Frege(Fussnote10), eine Jugendfreundin Clara Schumanns, die Musikerfamilien Röntgen und Klengel(Fussnote 11), deren Söhne Musiker im Gewandhausorchester, Dirigenten und Komponisten waren, und schließlich die Komponisten Franz von Holstein und Alfred Volkland sowie der Altphilologe und Autor der ersten grundlegenden Bachbiografie Philipp Spitta(Fussnote 12). Zusammen mit den drei letztgenannten gründete Heinrich von Herzogenberg 1875 den «Leipziger Bach-Verein».(Fussnote 13) Dieser Chorverein setzte sich die Aufführung und Verbreitung insbesondere der Kantaten und Vokalwerke Johann Sebastian Bachs zum Ziel.(Fussnote 14) Nach dem Wegzug Philipp Spittas und Alfred Volklands übernahm Heinrich von Herzogenberg seine Leitung.(Fussnote 15) Elisabeth von Herzogenberg unterstützte ihren Mann, wie Max Kalbeck formulierte, als «Unterkapellmeister, der bald dem Tenor, bald dem Alt einhalf und selbst dem Baß den Kopf zurechtsetzte.»(Fussnote 16)
      Das zweite gemeinsame Anliegen des Ehepaars war die Bekanntmachung der Werke von Johannes Brahms in Leipzig. Beide hatten Brahms schon vor ihrer Hochzeit, in ihrer Wiener Jugend- und Studienzeit kennengelernt. Elisabeth von Herzogenberg hatte kurze Zeit bei ihm Klavierunterricht gehabt.(Fussnote 17) Heinrich von Herzogenberg lernte Johannes Brahms beim Kompositionsstudium in Wien (1862-1865) über seinen Professor Felix Otto Dessoff kennen und verdankte Brahms’ Empfehlung die Veröffentlichung seiner Lieder op. 1 und 2.(Fussnote 18) Im Februar 1874 initiierten sie zusammen mit ihren Leipziger Freunden eine Brahms-Woche, zu der der Komponist selbst eingeladen wurde.(Fussnote 19) Als er drei Jahre später wieder nach Leipzig kam, um seine erste Sinfonie im Gewandhaus aufzuführen, gelang es Elisabeth mit Hilfe Clara Schumanns(Fussnote 20), Brahms zum Logierbesuch im Haus Herzogenberg zu überreden. «Es war so schön bei Ihnen; ich empfinde es heute noch wie eine angenehme Wärme, und möchte zuschließen und zuknöpfen, daß sie lange bleibt», schrieb Brahms in seinem Dankesbrief und fuhr fort:
  • Aber so Gutes macht und sagt sich besser auf Notenpapier; so möchte ich diesen Zettel nur (wie meinen Arm beim Souper) aus schuldiger Rücksicht meiner gütigen Wirtin gereicht haben. Dann suche ich die schönste Tonart und das schönste Gedicht, um behaglich weiterzuschreiben.(Fussnote 21)
Das Resultat dieses Weiterschreibens war eine Sammlung von Liebesliedern(Fussnote 22), die Brahms den Herzogenbergs drei Monate später mit der Bitte um getrennte Beurteilung zusandte(Fussnote 23) und als deren Adressatin sich unschwer Elisabeth von Herzogenberg selbst ausmachen lässt.
      Wenige Tage, nachdem die Herzogenbergs die Lieder, wie von Brahms gebeten, an Clara Schumann weitergesandt hatten, erreichte sie eine Einladung der berühmten Pianistin, diese doch in ihrem Haus in Berlin auf ein paar Tage zu besuchen.(Fussnote 24) Die Herzogenbergs kannten Clara Schumann (1819-1896) von einem Konzertauftritt in Heinrichs Geburtsstadt Graz, wo sie 1872-1875 lebten.(Fussnote25) Elisabeth von Herzogenberg hatte sie schon «in Wiener Jugendtagen» spielen hören.(Fussnote 26) Zu ihr nach Hause waren sie von der Pianistin allerdings noch nicht eingeladen worden. Clara Schumann stellt neben Johannes Brahms einen zweiten sehr wichtigen Knotenpunkt im «musik netz werk» dar. Man muss sich bewusst machen, dass diese Frau damals mindestens ebenso berühmt war, wie die Violinistin Anne-Sophie Mutter heute. Mit 58 Jahren war sie damals eine unumstrittene Größe ihres Freundeskreises, die von allen mit größtem Respekt und Bewunderung behandelt wurde. Daher war es für die (damals 30 bzw. 34-jährigen) Herzogenbergs ein ganz besonderes Ereignis, zu ihr nach Hause eingeladen zu werden. Dieser Besuch stellt den Beginn einer Intensivierung des Verhältnisses der Herzogenbergs zu Clara Schumann dar.
 

2 Die Konzertsängerin Marie Fillunger als übermittlerin und Vermittlerin
      Der Besuch der Herzogenbergs bei Clara Schumann ist in den Briefen zwischen den Herzogenbergs einerseits und Clara Schumann(Fussnote 27), Brahms(Fussnote 28) und Philipp Spitta(Fussnote 29) andererseits erwähnt. Auch Briefe von Clara Schumann an Johannes Brahms beziehen sich auf ihn.(Fussnote 30) Die lebendigsten Schilderungen enthalten aber Briefe der Konzertsängerin Marie Fillunger an Clara Schumanns jüngste Tochter Eugenie Schumann.(Fussnote 31)
      Sie zeigen, dass gerade heute unbekannte Persönlichkeiten des Brahmskreises manchmal den tiefsten Einblick in diesen gewähren können.
      Auch für das Zusammenspiel der bekannteren Persönlichkeiten konnten sie von Bedeutung sein. Es war nämlich Marie Fillunger, die Clara Schumann «animirte»(Fussnote 32), die Herzogenbergs zu sich einzuladen. Seit ihrem ersten Besuch im Hause Schumann 1874(Fussnote 33) entspann sich zwischen ihr und Eugenie Schumann eine enge und intime Freundschaft, die sich mit der Zeit in ein veritables Liebesverhältnis und eine Lebenspartnerschaft entwickelte. Für Elisabeth von Herzogenberg empfand Marie Fillunger große Bewunderung. Bald verband auch diese beiden Frauen eine enge Freundschaft. Die Herzogenbergs gaben Marie Fillunger Tipps für ihre Gesangsausbildung und Karriere(Fussnote 34), luden sie häufig zu sich ein und verpflichteten sie für Auftritte mit dem «Leipziger Bach-Verein».(Fussnote 35) Ihre Lebenspartnerschaft mit Eugenie Schumann einerseits und die enge, schwärmerische Freundschaft mit Elisabeth von Herzogenberg andererseits bildeten gerade in den ersten Jahren (1875-1878) eine feste Brücke von den Herzogenbergs zum Hause Schumann.(Fussnote 36)
 

3 Der Berliner Brahmskreis(Fussnote 37) - ein Geflecht aus privaten und beruflichen Beziehungen
      Die Beziehung zwischen den Herzogenbergs und Clara Schumann war also von Anfang an in verschiedene Freundschafts-, Bekanntschafts- und Berufsverhältnisse eingebunden. So darf man sich den Besuch der Herzogenbergs bei Clara Schumann nicht als den Besuch eines Ehepaars bei einer allein stehenden Dame vorstellen. Abgesehen von den damals üblichen Dienstboten, lebte Clara Schumann seit dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihrer ältesten Tochter Marie, die ihr den Haushalt führte und eine Art Mutterrolle einnahm, während Clara Schumann als Pianistin den Lebensunterhalt der Familie verdiente und so in gewisser Weise die Vaterrolle innehatte. Auch Marie Fillunger war für die Zeit vom 3. bis zum 7. Mai 1877 zu den Schumanns gezogen(Fussnote 38) und schrieb Eugenie(Fussnote 39) alle paar Tage von den Einzelheiten des Besuches. Außer diesen im Haus lebenden Personen trafen die Herzogenbergs mit der Familie Spitta zusammen.(Fussnote 40) Zudem wurden gemeinsame Treffen mit weiteren Freunden Clara Schumanns ausgemacht.
      Die folgende Übersicht rekonstruiert (so weit möglich) den Ablauf dieses Besuches der Herzogenbergs im Hause Schumann:(Fussnote 41)
  • Do., 3. 5. 1877 / Ankunft 13.00 Uhr(Fussnote 42), Clara Schumann kommt persönlich zur Bahn(Fussnote 43) / nachmittags: Besuch der Herzogenbergs bei Familie Spitta(Fussnote 44) / Abend mit Julius Stockhausen u. seiner Frau bei Clara Schumann(Fussnote 45)
    Fr., 4. 5. 1877 / morgens: Elisabeth von Herzogenberg und Clara Schumann spielen die Neunte Sinfonie von Beethoven auf zwei Klavieren vierhändig(Fussnote 46) / Mittagessen mit Joseph Joachim bei Clara Schumann(Fussnote 47)/ abends: Konzertbesuch der Neunten Sinfonie von Beethoven (Hochschulkonzert)
    Sa., 5. 5. 1877 / morgens: Elisabeth von Herzogenberg und Clara Schumann spielen vierhändig auf zwei Klavieren / anschließend Spaziergang mit Clara Schumann / Mittagessen mit Robert Radecke bei Clara Schumann / nachmittags: Besuch des Zoologischen Gartens mit Joseph Joachim und Clara Schumann(Fussnote 48)
    So., 6. 5. 1877 / abends: «Abendgesellschaft» bei Clara Schumann: Joseph Joachim spielt mit drei Schülern ein Quartett von Heinrich von Herzogenberg, außerdem anwesend: «Spitta’s Bargiel’s Radecke’s und Mendelssohns».(Fussnote 49)
Bei Clara Schumann trafen die Herzogenbergs mit wichtigen Vertretern des Berliner Musiklebens und insbesondere der «Königlichen Hochschule für Musik» zusammen, die 1869 von Joseph Joachim gegründet worden war. In Joseph Joachim und Julius Stockhausen (1826-1906) trafen sie auf alte Freunde von Johannes Brahms. Der berühmte Konzertsänger Julius Stockhausen hatte sich seit seinem Auftritt 1868 als Solist bei der Uraufführung des Deutschen Requiems in seinen Konzertprogrammen immer wieder für Lieder von Johannes Brahms eingesetzt. Seit 1874 war er Leiter des «Sternschen Gesangvereins» in Berlin.(Fussnote 50) Johannes Brahms und Joseph Joachim hatten sich schon 1853 in Hannover kennengelernt. Joachim machte den damals zwanzigjährigen Brahms noch im selben Jahr in Weimar mit Franz Liszt bekannt und empfahl ihn anschließend an Robert und Clara Schumann nach Düsseldorf weiter.(Fussnote 51) In der schweren Zeit Schumanns in der Nervenheilanstalt in Endenich bis zu seinem Tod (1854-1856) standen Joachim und Brahms Clara Schumann und ihren acht Kindern zur Seite. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 zog Joachim nach Berlin und gründete hier drei Jahre später die «Königliche Hochschule für Musik».(Fussnote 52) Zusammen mit Clara Schumann und Julius Stockhausen bildete er das Zentrum des Berliner Brahmskreises. 1874 berief Joachim Clara Schumanns Halbbruder Woldemar Bargiel(Fussnote 53) (1829-1897) und 1875 Philipp Spitta (1841-1894) an die Hochschule. Philipp Spitta wurde als administrativer Direktor sein Stellvertreter, Bargiel Lehrer für Komposition.(Fussnote 54) Philipp Spitta hatte im Jahr vor seiner Berufung (1873) den ersten Band seiner grundlegenden Bachbiografie veröffentlicht und so bald Berühmtheit erlangt. Mit Joseph Joachim war auch er schon spätestens seit seiner Studienzeit in Göttingen bekannt.(Fussnote 55) Robert Radecke (1830-1911) war seit 1871 Hofkapellmeister an der «Königlichen Oper».(Fussnote 56) Heinrich von Herzogenberg schätzte ihn sehr als Organisten und verpflichtete ihn mehrmals zu Konzerten des «Leipziger Bach-Vereins».(Fussnote 57) Bargiel und Radecke verband die gemeinsame Studienzeit am Leipziger Konservatorium (bis 1850). Joachim, Bargiel, Radecke und Spitta waren Mitglieder in der «Königlichen Akademie der Künste». Spitta war ihr ständiger Sekretär, Bargiel leitete dort seit 1875 eine der drei Meisterklassen für Komposition. Bei den erwähnten Mendelssohns handelt es sich offenbar um entferntere Verwandte von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Der Bankier Franz Mendelssohn und seine Frau Envole werden schon 1860 in Clara Schumanns Tagebüchern erwähnt. Beide hatten ein herzliches Verhältnis zu ihr.(Fussnote 58) Envole Mendelssohn wird sowohl von Clara Schumann als auch später von Elisabeth von Herzogenberg als sehr musikalisch gelobt.(Fussnote 59) Franz Mendelssohn unterstützte Clara Schumann und über sie auch Brahms in finanziellen Fragen.(Fussnote 60) über die Frauen, mit denen Spitta, Bargiel und Radecke offenbar gekommen waren, wissen wir leider fast nichts.
      Typisch ist die kaum trennbare Verquickung von beruflichen und privaten Beziehungen. Dabei ist oft kaum zu rekonstruieren, ob das private oder das geschäftliche Verhältnis zuerst vorhanden war. So spielten bei den Berufungen der Musiker auf Stellen an der «Königlichen Hochschule für Musik» sicherlich auch private Beziehungen eine Rolle. Andererseits entwickelten sich auch aus kollegialen und fachlichen Beziehungen Freundschaften. Philipp Spitta und Heinrich von Herzogenberg bspw. verband zunächst nur das gemeinsame Interesse am «Bach-Verein», dessen Fortkommen Herzogenberg Spitta von 1875 an ausführlich in seinen Briefen schilderte. Im Laufe der Jahre sollte daraus eine Freundschaft entstehen, die sich auf alle Bereiche des Lebens, gemeinsame Urlaube und auch Herzogenbergs Schaffen erstreckte.(Fussnote 61) Für die Berufung Herzogenbergs als Professor für Komposition an die «Königliche Hochschule für Musik» in Berlin waren 1885 wiederum Philipp Spitta und Joseph Joachim verantwortlich.(Fussnote 62)
      Der Besuch bei Clara Schumann 1877 war insofern nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis, sondern er diente auch dem Knüpfen, der Pflege und Festigung wichtiger beruflicher Kontakte.
 

4 Zur Rolle der Musik im Freundeskreis
      Auch die Rolle, die die Musik in den Beziehungen dieser Menschen einnahm, wechselte immer wieder zwischen beruflichem Engagement und privatem Vergnügen. Am Abend nach ihrer Ankunft, am Freitag, den 4. Mai 1877, besuchten die Herzogenbergs (wohl zusammen mit Clara Schumann, ihrer Tochter Marie, Marie Fillunger und eventuell auch mit Spittas) das Hochschulkonzert, in welchem Beethovens Neunte Sinfonie aufgeführt wurde.(Fussnote 63) Dies war für die Mitglieder der Hochschule eine berufliche Angelegenheit, für die anderen Privatvergnügen, zumal dieses Werk eines der Herzstücke der klassischen Tradition war, die der Freundeskreis bevorzugte.
      Dieses offizielle Konzert wurde umrahmt von Musik im privaten Kreis. So überliefert Marie Fillunger z. B., dass sich Clara Schumann («Mama»(Fussnote 64)) und Elisabeth von Herzogenberg («Lisl») am Morgen des Konzerts gemeinsam auf den Abend vorbereiteten: «Heute früh spielte Mamachen mit Lisl die neunte Sinfonie für zwei Klaviere von Liszt, ich wendete Mama die Blätter um, ich sage Dir es war köstlich.»(Fussnote 65) Auch am folgenden Tag erzählt sie: «Mama und Lisl spielten am Morgen auf zwei Klavier [sic!].»(Fussnote 66) Das Spielen von Orchester- oder Kammermusik in Arrangements für Klavier war vor den Zeiten des Grammofons die gängige Praxis, sich Musik überhaupt zu vergegenwärtigen. Dass neben dem zu Beginn zitierten Joachim auch Clara Schumann sich so selbstverständlich und offenbar auch genussvoll mit Elisabeth (und nicht mit Heinrich!) von Herzogenberg ans Klavier setzte, zeigt, auf welch hohem Niveau Elisabeth von Herzogenbergs pianistische Fähigkeiten angesiedelt waren. In diesem privaten Rahmen wurde sie von professionellen MusikerInnen als Gleichberechtigte akzeptiert.
      Auch Julius Stockhausen pflegte bei solchen Gelegenheiten etwas zum Besten zu geben. Marie Fillunger berichtet aber vom ersten Abend (Donnerstag, 3. 5. 1877) «leider war er nicht disponirt und konnte nicht singen nach einigen Tönen musste er abbrechen.»(Fussnote 67) Bei einem späteren Besuch hörten ihn die Herzogenbergs mit Robert Schumanns Dichterliebe, wobei er von Clara Schumann begleitet wurde.(Fussnote 68)
 

5 Neue Kompositionen auf dem Prüfstand
      Eine Art Prüfungssituation für Heinrich von Herzogenberg ergab sich am Sonntagabend (6. 5. 1877), dem Tag vor ihrer Abreise. Clara Schumann veranstaltete eine «Abendgesellschaft mit Joachim und drei Schülern im Quartett von Herzogenberg. Spitta’s, Bargiel’s, Radecke’s und Mendelssohns mit Musik»(Fussnote 69). Hier wurde offenbar eine Komposition Heinrich von Herzogenbergs vorgestellt.(Fussnote 70) Möglicherweise handelte es sich hier um ein noch nicht veröffentlichtes Werk. Die Praxis, ein neues Werk vor seiner Veröffentlichung im Freundeskreis, der gleichzeitig Fachpublikum war, vorzustellen und zu diskutieren, war in dieser Zeit genauso gängig wie das Spielen von Musik in Klavierarrangements. Auch dies war auf die fehlenden technischen Möglichkeiten zurückzuführen, mit denen man sich heutzutage Musik in größeren Ensembles vorstellen und wiederholen kann. Gleichermaßen war es verbreitet, Kompositionen im Manuskript an andere zur Durchsicht weiterzugeben, um ihr Urteil zu erfahren. Der Komponist bzw. die Komponistin bediente sich also der Darstellungs- und Vorstellungskraft seiner Freundinnen und Freunde, um sich der Wirkung seiner Komposition schon vor der Veröffentlichung zu versichern.
      Auch über die Lieder aus op. 69-71 von Johannes Brahms wurde während des Aufenthalts der Herzogenbergs bei Clara Schumann ein erstes Urteil gefällt. Nachdem ihm Heinrich von Herzogenberg ihren ersten Eindruck schon in Leipzig mitgeteilt hatte(Fussnote 71), feierten sie nun in Berlin «gerührtes Wiedersehen» mit den Liedern, und Elisabeth von Herzogenberg und Clara Schumann kommentierten sie unabhängig voneinander nochmals in ihren Geburtstagsbriefen an den Komponisten (Brahms hatte am 7. Mai Geburtstag).(Fussnote 72)
      Auf diese Art fällte der Freundeskreis Vorentscheidungen über die Werke seiner Mitglieder und wirkte auch maßgeblich an ihrer Verbreitung mit. Elisabeth von Herzogenberg z. B. nutzte ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr phänomenales Gedächtnis nicht selten dazu, Freunden die Werke von Brahms in ihren eigenen Klavierarrangements vorzutragen und sie so weiter bekannt zu machen.(Fussnote 73) In dieser Konstellation war es für das berufliche Fortkommen des einen oder der anderen wiederum wichtig, welche Stellung er bzw. sie in diesem Freundeskreis einnahm. Sogar der Nachruhm konnte vom Einfluss der eigenen Freunde abhängen. Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass auch Eduard Hanslick, einer der einflussreichsten Musikkritiker seiner Zeit, oder Max Kalbeck, der Autor der grundlegenden Brahms-Biografie und erster Herausgeber seiner Briefe, Mitglieder des Freundeskreises waren. Im Folgenden sollen die Positionen der Herzogenbergs, Brahms’ und Clara Schumanns innerhalb des Kreises kurz umrissen werden. Diese Positionen wirken z. T. heute noch auf unsere Rezeption ihrer Werke ein.
 

6 Elisabeth von Herzogenberg als Brahms’ musikalische Beraterin und Musikförderin (Fussnote 74)
      Elisabeth von Herzogenberg sollte von der ersten Liedersendung an zu einer wichtigen Vertrauensperson für Brahms in kompositorischen Fragen werden. Brahms schickte ihr seine fertigen Manuskripte zur Beurteilung. über 30, zum Teil seitenlange Rezensionen seiner Werke sandte sie ihm zurück, darunter Besprechungen von Liedern und Klavierstücken, aber auch von großen Kammermusikwerken, wie den beiden Streichquintetten, und Chor- und Orchesterwerken, wie der Nänie, dem Gesang der Parzen, und von der zweiten und vierten Sinfonie. Durch ihre ungewöhnliche Auffassungsgabe konnte sie sogar den ersten Satz seiner zweiten Sinfonie aus der handschriftlichen Partitur nach zweimaligem Hören auswendig auf dem Klavier spielen, was legendär im Freundeskreis wurde.(Fussnote 75) Sie überblickte die harmonische und dramaturgische Struktur der Kompositionen genau und war Brahms so Probepublikum auf höchstem Niveau. Von ihrem Urteil konnte er die Herausgabe oder Zurückhaltung eines Werkes abhängig machen. Ihre Briefrezensionen zeigen, dass sie eine ganz bestimmte musikalische ästhetik vertrat und dadurch eine kontinuierliche ideelle Größe in seinem Schaffen darstellte, da er ihr von den Liedern op. 69 an fast alle seine Werke zur Ansicht schickte.
      Durch ihre musikalische Begabung und das enge Verhältnis zu Brahms und Clara Schumann wurde Elisabeth von Herzogenberg ein wichtiger Knotenpunkt im «musik netz werk». Ihre Rolle als Musikförderin umfasste neben Tätigkeiten als musikalische und künstlerische Beraterin auch den persönlichen Einsatz als Pianistin oder Sängerin für den Bach-Verein oder für die Werke ihrer Freundinnen und Freunde. Als «Diplomatentochter» (wie sie sich selbst einmal Clara Schumann gegenüber nannte)(Fussnote 76), vermochte sie auch schwierige zwischenmenschliche Situationen auszugleichen. So und als Vermittlerin von Kontakten verband sie immer wieder Menschen des Freundeskreises und half, das Netz im Gleichgewicht zu halten. Sie fand ihren Platz im Netz als Assistentin, Beraterin, Zuhörerin, Vermittlerin und Musikerin (im privaten oder halböffentlichen Rahmen). Als Komponistin (von Liedern und Klavierstücken) versuchte sie hier gar nicht erst, Anerkennung zu finden. Es ist kein Brief überliefert, der von einer privaten Aufführung ihrer Werke oder der Werke Clara Schumanns berichtete. Erst gegenüber der jungen englischen Komponistin Ethel Smyth, die im Haus Herzogenberg ihre kompositorische Ausbildung vervollständigte, gestand Elisabeth von Herzogenberg ihr Bedauern, sich nicht professioneller als Musikerin ausgebildet zu haben und dadurch nun zu «wretched dilettantism» verdammt zu sein.(Fussnote 77)
 
7 Verehrung für Johannes Brahms und Clara Schumann
      Die Stellung von Johannes Brahms und Clara Schumann, aber auch von Joseph Joachim im Freundeskreis war eine zentrale. Dabei spiegelt Elisabeth von Herzogenbergs Haltung ihnen gegenüber das Paradoxon, nach welchem sich die meisten Mitglieder des Freundeskreises verhielten. Elisabeths Briefrezensionen für Brahms stellen einerseits eine tatsächliche Förderung und Unterstützung für ihn dar, die er auch anerkannte.(Fussnote 78) Andererseits folgte Elisabeth von Herzogenberg selbst der im Freundeskreis üblichen ästhetik des absoluten Kunstwerks, nach welcher der Komponist seine Werke von der «Natur» bzw. von «Gott» ohne das Zutun anderer «empfängt».(Fussnote 79) Damit wurde der dialogische Prozess im Freundeskreis, in welchem die Werke von Brahms auch ihren Platz hatten, sei es als Liebesgedichte an eine angebetete Frau oder als Kraftbeweis gegen den Konkurrenten Richard Wagner, aus dem Bewusstsein gedrängt. Insofern waren es Brahms’ Anhängerinnen und Anhänger selbst, die die Spuren ihrer eigenen Mitwirkung verwischten, um ihr Idol damit umso größer erscheinen zu lassen. Dies äußert sich in Formulierungen quasi religiöser Verehrung in Briefen Elisabeth von Herzogenbergs, wie z. B. im folgenden Brief über sein Drittes Klaviertrio:
  • Ich glaube und bekenne, daß es nicht an diesem und nicht an jenem liegt, warum diese Musik so besonders geraten ist, sondern weil der heilige Geist es eben besonders gut mit Ihnen meinte […] sie selber müssen ein Gefühl haben, als sie den letzten Takt schrieben, wie etwa Heinrich der Vogler, wenn er betet: «Du gabst mir einen guten Fang, Herrgott, ich danke Dir!»(Fussnote 80)
An Clara Schumann schrieb sie anlässlich eines Geburtstags:
  • [Ich] küße Ihre lieben Hände in Glaube Hoffnung u. Liebe, denn ich glaube an Sie wie der Fromme an die Heiligen, ich hoffe für Sie alles Beste was Erd’ u. Himmel spenden, u. ich liebe Sie mehr als Sie’s je brauchen u. verwerthen können!(Fussnote 81)
Sind diese Beispiele auch bewusst pointiert ausgewählt, so spiegeln sie doch die große Idealisierung von Johannes Brahms und Clara Schumann durch Elisabeth von Herzogenberg und den Freundeskreis. An anderer Stelle verglich Elisabeth von Herzogenberg den Kreis der Brahmsanhänger direkt mit einer Gemeinde, die von Brahms zusammengehalten wird. Nach einem Konzert sprach sie eine Dame an, die Brahms’ Musik besonders aufmerksam zugehört hatte, und schrieb ihm daraufhin:
  • Eh’ ich sie kannte, sah ich ordentlich mit Liebe auf den nachdenklichen Kopf, der so ernsthaft zuhörte, und ich empfand die schöne Bedeutung des Worts «Gemeinde», und jenes liebe Goethesche Wort zog mir durch den Sinn: «Was ist heilig? Das ist’s, was viele Seelen zusammenbindet. Wär’s auch nur so leicht, wie die Binse den Kranz.» Adieu, verehrte Binse, seien Sie schön und liebevoll gegrüßt von Ihren getreuen Herzogenbergs.(Fussnote 82)
Das Zitat zeigt auch, dass die gemeinsame Musik, in diesem Fall von Johannes Brahms, nicht nur Kunstgenuss, sondern auch Identifikationsmerkmal und Erkennungszeichen, sozusagen die Visitenkarte des Freundeskreises war.
      Durch seine zentrale Stellung im Freundeskreis konnte Brahms hier die besten Produktionsbedingungen für sich beanspruchen. Er war so begehrt, dass er seine Manuskripte neben Elisabeth von Herzogenberg noch an eine ganze Reihe von musikalisch gebildeten und einflussreichen VerehrerInnen gehen lassen konnte, allen voran Clara Schumann, Joseph Joachim, Theodor Billroth und Eduard Hanslick. In späteren Jahren veranstaltete Brahms sogar Probeaufführungen seiner Vierten Sinfonie mit dem «Meininger Orchester», ehe er das Werk dem Verlag anvertraute. Durch seine Stellung als Leitfigur des Freundeskreises musste er sich selbst allerdings mit keinem Werk seiner Freunde fördernd auseinandersetzen.
 

8 Die schwierige Position Heinrich von Herzogenbergs
      Heinrich von Herzogenberg hatte im Gegensatz zu Johannes Brahms eine schwierige Stellung im Freundeskreis. Dies hing nicht unwesentlich damit zusammen, dass er einer Zwischengeneration von Musikern entstammte und zehn Jahre jünger als Brahms selbst war. Als er sein Studium beendete, war Brahms im Schumannkreis schon etabliert, als dessen Haupterbe er seine Laufbahn antrat. Noch wichtiger war vielleicht, dass Herzogenberg nicht als Konkurrent gegen ihn auftreten wollte. Wilhelm Altmann schrieb dazu in seinem Abriss über Leben und Werk Herzogenbergs,
  • daß er es verschmähte, für sich die Lärmtrommel zu rühren oder rühren zu lassen, daß er sogar nur wenige seiner Werke an die musikalischen Fachblätter zur Beurteilung sandte, daß er nur höchst selten für die Aufführung seiner Kompositionen sorgte.(Fussnote 83)
Hinzu kam, dass Brahms ihn als Komponisten nicht unterstützen wollte. Anders als Robert Schumann suchte er keinen ideellen Nachfolger oder einen musikalischen Messias (als welchen Schumann Brahms in seinem Artikel «Neue Bahnen»(Fussnote 84) überschwänglich ankündigte). Obwohl Brahms Herzogenberg in Wiener Studienzeiten noch unterstützt hatte, antwortete er später oft nur ausweichend auf Sendungen seiner Werke und entzog sich einer Rezension, wie sie Elisabeth von Herzogenberg ihm mit großer Ausdauer schickte. Er wich einer Beurteilung u. a. mit der rätselhaften Entschuldigung aus: «Mehr wie bei anderen Kollegen muß ich bei Heinz’ Sachen an mich denken und werde daran erinnert, wie und wo - ich eben auch zu lernen und zu machen versuche.»(Fussnote 85) Indirekt missbilligte er damit auch Heinrichs Versuch, ihm nachzueifern. Sicher spielte bei seiner Haltung eine gewisse Konkurrenz als Musiker wie als Mann eine Rolle, in welche sich Brahms zu Herzogenberg gestellt sah. Denn Herzogenberg war nicht nur mit der Frau verheiratet, für die Brahms schwärmte. Brahms sagte von ihm auch: «Er weiß besser und mehr als ich.»(Fussnote 86) Damit spielte er auf das Studium am Wiener Konservatorium an, das Herzogenberg ihm voraushatte. Schließlich darf man nicht vergessen, dass Brahms sich aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet hatte, während die Herzogenbergs der Oberschicht angehörten.
      Dabei versuchte Elisabeth von Herzogenberg immer wieder, Brahms für die Werke ihres Mannes zu interessieren, und ging sogar so weit, dass sie heimlich eine Brahms’sche Motette gegen die ihres Mannes austauschte, um ihn zur Durchsicht des Manuskripts zu bewegen, oder dass sie Clara Schumann um Vermittlung bat.(Fussnote 87) Dass der Kreis dieses Missverhältnis nicht Brahms, sondern schließlich den Herzogenbergs zum Nachteil anrechnete, zeigt wieder, dass hier Rollen verteilt wurden, die nicht immer gerecht waren. So schreibt Eugenie Schumann an eine Freundin einmal:
  • Lisl kann ich auch nicht begreifen, dass sie sich B[rahm]’s geringschätziges Benehmen gegen ihren Mann gefallen lässt; die Begeisterung scheint eben doch die meisten Menschen unzurechnungsfähig zu machen.(Fussnote 88)
Interessanterweise äußert Eugenie Schumann in diesem Brief kaum ihre eigene Meinung, sondern transportiert vor allem Brahms’ (angeblichen!) Standpunkt als den maßgeblichen, wenn sie fortfährt, dass Herzogenberg
  • (ganz unter uns gesagt) kein bedeutender Musiker und ein sehr unbedeutender Componist ist, dem Brahms gewiss nicht mal das Recht zugesteht, zu componiren, sondern es wie eine Schwäche ansiehet, die ihn immer zu beissendem Spott verleitet. Wäre H[erzogenberg] ein tüchtiger Schuster od. Schneider, es würde Brahms ihn glaube ich, höher schätzen.(Fussnote 89)
Dabei wurde Herzogenberg im Kreis durchaus als ein Brahms beinahe ebenbürtiger Komponist gehandelt. Schon sein Studium in Wien hatte er mit Auszeichnungen absolviert. Auch die Kritiken seiner Werke aus den vier Grazer Jahren waren durchweg lobend und hoffnungsvoll.(Fussnote 90) über die Beurteilung seines Streichquartetts beim Besuch Clara Schumanns in Berlin ist leider nichts überliefert. Großen Zuspruch erhielt er dafür noch im selben Jahr für sein erstes Klaviertrio op. 24, dessen Manuskript er Philipp Spitta sandte. Der antwortete ihm am 9. Dezember 1877:
  • Ich halte es in seiner Totalität für ein sehr gelungenes Werk u. vielleicht für das beste Trio, das in neuester Zeit geschrieben ist. […] über meisterliche Gestaltung u. geistreiche Arbeit kann man Ihnen nichts mehr sagen: in dieser Beziehung thun Sie auch dem verwöhntesten Geschmacke Genüge.(Fussnote 91)
Und im Sommer des darauf folgenden Jahres schrieb er an Elisabeth:
  • Mein Intereße an den Compositionen des vortrefflichen Heinrich theilt jetzt Joachim mit Lebhaftigkeit. Joachims Ansprüche sind hoch und er ist schwer zu befriedigen. Um so mehr kann es gelten, wenn er zustimmt. Das Cmoll-Trio ist vor einiger Zeit bei uns gespielt (Joachim, Hausmann, Barth), hat bedeutenden Eindruck gemacht u. Joachim zu der äußerung veranlaßt, daß er nach Brahms niemanden sonst wiße, der jetzt ein solches Stück machen könne.(Fussnote 92)
Das Nacheifern, das Herzogenberg anfangs noch positiv angerechnet wurde, kehrte sich zunehmend gegen ihn. Heinrich von Herzogenberg wurde schon zu Lebzeiten zum Brahmsepigonen gestempelt. Hier wirkte sich das Zusammenspiel des Freundeskreises negativ aus. Er hätte seine Freunde verlassen müssen, um eine andere Musik zu komponieren. Schon diese Konstellation ließ außer Brahms kaum einen weiteren berühmten Komponisten in diesem Freundeskreis zu. Der Parteienstreit und die dichte Eingebundenheit in das MusikerInnen-Netz des Brahmskreises mag ein Grund dafür gewesen sein, dass Heinrich von Herzogenberg sich trotz der spürbaren Ablehnung durch Brahms nicht entschließen konnte, sich von ihm zu lösen. Statt Brahms wurde Philipp Spitta sein «musikalisches Gewissen»(Fussnote 93), dem er alle Manuskripte schickte und von dem er Rat und Anerkennung erhielt. Erst nach dem Tod seiner Frau 1892 eröffnete sich ihm ein neues Arbeitsfeld, das ihn musikalisch unabhängig von Brahms machte. In Zusammenarbeit mit dem Bruder Philipp Spittas, dem Straßburger Theologieprofessor Friedrich Spitta, schuf er im evangelischen Kirchenoratorium eine ganz neue Gattung und wirkte so an einem Wandel in der Kirchenmusik mit.(Fussnote 94) ähnlich erging es Marie Fillunger. Auch sie machte ihre eigentliche Karriere, nachdem sie sich von Clara Schumann getrennt hatte und mit Eugenie Schumann nach England ging. Als Konzertsängerin von Liedern (Brahms, Schumann und Mendelssohn), aber auch als Solistin bei Oratorien und konzertanten Aufführungen der Opern Richard Wagners (z. B. Tannhäuser, Lohengrin, Walküre) hatte sie in England und Australien berufliche Erfolge.(Fussnote 95)
      Es ist denkbar, dass Heinrich und Elisabeth von Herzogenberg unter anderen geschichtlichen Umständen nicht für die Sache von Bach oder Brahms, sondern für ihre eigene gekämpft hätten. Beide hatten großes kompositorisches Talent, schöpften es allerdings nicht voll aus. Dies wird deutlich und verständlich, wenn man betrachtet, in welchem musikalischen Netzwerk sie gelebt und gewirkt haben. Musik entstand - jedenfalls im Brahmskreis - nicht im stillen Kämmerlein, sondern in der Spannung von Angebot und Nachfrage, von persönlichen Beziehungen und persönlichen Geltungsbedürfnissen innerhalb eines ganz konkreten Freundeskreises und einer ganz konkreten Gesellschaft. Die Geschichtsschreibung tat ihren Teil, ließ eine hochberühmte und anerkannte Clara Schumann verschwinden, weil sie eine Frau war, einen Joseph Joachim, weil er jüdischer Herkunft war - und beide, weil sie weniger KomponistInnen als InterpretInnen waren.
      Der Perspektivwechsel weg von der bloßen Spitze des Eisbergs hin zur Gebirgslandschaft, die sich unter der Oberfläche um sie herum befindet, lässt uns die Musik in Abhängigkeit von den damals auf sie projizierten Werten und Bedeutungsgehalten sehen. Er bedeutet noch nicht, frei zu sein von tradierten Wertvorstellungen, ohne die wir Musik von Brahms, Heinrich und Elisabeth von Herzogenberg nicht hören können. Die hinzugewonnenen Erkenntnisse eröffnen aber die Möglichkeit, offener und neugieriger zu sein auf unbekannte Musik von damals weniger anerkannten und daher weniger tradierten Komponistinnen und Komponisten. Denn das Netz um Brahms zeigt, dass es nicht immer reine Qualitätsmerkmale waren, die einen Komponisten als ‘heilig’ idealisieren oder als ‘unbedeutend’ abstempeln konnten. Und sie eröffnen die Möglichkeit, aus einer größeren Auswahl nach Beispielen zu suchen, neue Autorentypen zu entdecken, die nicht mehr ausschließlich heroisch und/oder männlich sind.

 
  1. Die noch unveröffentlichten Briefquellen werden in der originalen Rechtschreibung und Zeichensetzung zitiert. Beim Nachweis der Quellen werden folgende Abkürzungen verwendet: Staatsbibliothek zu Berlin = SBB, Bayerische Staatsbibliothek München = BSB, österreichische Nationalbibliothek Wien = öNB. zurück
  2. Grundsätzliche biografische Angaben finden sich bei Max Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel mit Heinrich und Elisabeth von Herzogenberg, Bde. 1 u. 2, Berlin 1907; Bernd Wiechert, Heinrich von Herzogenberg (1843-1900). Studien zu Leben und Werk, Göttingen 1997; Ulrike Schilling, Philipp Spitta. Leben und Wirken im Spiegel seiner Briefwechsel, Kassel (u. a.) 1994; Ethel Smyth, Impressions That Remained. Memoirs, New York 1981 (Nachdruck von London 1919). zurück
  3. Brief von Joseph Joachim an Elisabeth von Herzogenberg [wahrscheinlich Herbst 1885], in: Briefe von und an Joseph Joachim, hrsg. v. J. Joachim, A. Moser, Berlin 1913, Bd. 3, S. 284. zurück
  4. Dieser Aufsatz fußt auf umfassenden Recherchen für meine Dissertation zum Thema «Zwischen Verehrung, Freundschaft und Mäzenatentum - Elisabeth von Herzogenberg (1847-1892) als Musikförderin» (geplante Fertigstellung: Ende 2002). Zwischenergebnisse meiner Arbeit finden sich auch in: Antje Ruhbaum, «‘Ein Talent, als Sängerin, Pianistin, vielleicht sogar als Komponistin in der öffentlichkeit zu glänzen […]’: Elisabeth von Herzogenberg (1847-1892) als Musikförderin», in: Geschlechterpolarisierungen in der Musikgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Bericht über die Tagung Oldenburg 2000, hrsg. v. R. Grotjahn und F. Hoffmann (= Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Musik, Bd. 3), Herbolzheim (im Druck, erscheint 2002), S. 197-207. zurück
  5. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Adolf von Hildebrand vom 30. 5. 1891, BSB Ana 550: Herzogenberg. zurück
  6. Zu Lebzeiten veröffentlichte sie zwar 24 Volkskinderlieder bei Breitkopf und Härtel. Ein weiteres Lied wurde unter dem Namen ihres Mannes als op. 44 Nr. 7 gedruckt. Nach ihrem Tod am 7. 1. 1892 gab Heinrich von Herzogenberg acht Klavierstücke seiner Frau posthum heraus und schrieb an Brahms, dass sie weitere Lieder und Klavierstücke geschrieben habe. Dieses kompositorische Erbe muss jedoch leider als verschollen gelten. Vgl. Ruhbaum, «Elisabeth von Herzogenberg als Musikförderin». zurück
  7. Diese Bezeichnung bezieht sich auf den Titel des Kongresses «musik netz werke» bzw. das Unterthema «musiker netze». zurück
  8. Zur Einordnung von Elisabeth von Herzogenberg als Musikförderin vgl. Ruhbaum, «Elisabeth von Herzogenberg als Musikförderin». zurück
  9. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. XV. zurück
  10. Smyth, Impressions That Remained, S. 166f. zurück
  11. Ebd., S. 142ff. zurück
  12. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. XV; vgl. auch ders., Johannes Brahms, Berlin 1904-1914, 4 Bde. 1912, hier Bd. 3, S. 5ff. zurück
  13. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. XVII. zurück
  14. Schilling, Philipp Spitta, S. 42f. zurück
  15. «Lobet Gott in seinen Reichen.» Loses Gedenkblatt an den zehnjährigen Bestand des Bach-Vereins zu Leipzig, Leipzig 1885, S. 7 und Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 34ff. zurück
  16. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. XVII. zurück
  17. Ebd., S. XIIf. zurück
  18. Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 20f. zurück
  19. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. XIX. zurück
  20. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 4. 12. 1876, SBB N. Mus. Nachl. K. Schumann 3, 203. zurück
  21. Brief, [Wien, 31.] 1. 1877, Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 16. zurück
  22. Lieder im Manuskript aus op. 69-71, vgl. ebd., S. 19, Fn. 2. zurück
  23. Brief [Wien, 23. 4. 1877], Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 19f. - Die Herzogenbergs folgten seiner Bitte in ihren Briefen vom 27. 4. 1877 und 5. 5. 1877 (Bd. 1, S. 21ff. bzw. 26f.). zurück
  24. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 1. 5. 1877, SBB N. Mus. Nachl. K. Schumann 3, 222. zurück
  25. Konzert vom 11. 1. 1870, vgl. Roswita Karpf, «Clara Schumann in Graz», in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 10, hrsg. v. M. Schaffler, E. Trenczak und F. Bouvier, Graz 1978; zu den Grazer Jahren vgl. Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 26ff. zurück
  26. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 28. 2. 1883, SBB N. Mus. Nachl. K. Schumann 4, 229. zurück
  27. Briefe von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 1. 5. 1877 und 9. 5. 1877, SBB N. Mus. Nachl. K. Schumann 3, 222 und 3, 223 und Brief von Clara Schumann an Elisabeth von Herzogenberg vom 11. 5. 1877, Schumannhaus Zwickau A 2c/267-276, Nr. 6862. zurück
  28. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Johannes Brahms vom 5. 5. 1877, Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 26f. zurück
  29. Brief von Heinrich von Herzogenberg an Philipp Spitta vom 1. 5. 1877, SBB N. Mus. Nachl. 59, A 201. zurück
  30. Brief von Clara Schumann an Johannes Brahms vom 5. 5. 1877, S. 99f. zurück
  31. Briefe von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 28. 4./1. 5. 1877, 4. und 5. 5. 1877 und 8. 5. 1877, öNB Autogr. 979/10-9, 979/10-10 und 979/10-11.zurück
  32. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 28. 4./1. 5. 1877, ebd. zurück
  33. Marie Fillunger war Konzertsängerin und hatte ihre Ausbildung am Wiener Konservatorium bei Mathilde Marcesi absolviert. über ihre erste Lehrerin kam auch sie schon in Wien in Kontakt mit Johannes Brahms, der sie mit Empfehlungsschreiben für die Herzogenbergs in Leipzig und Clara Schumann in Berlin versah und ihr riet, ihr Studium an der «Königlichen Hochschule für Musik» in Berlin zu vervollständigen. Im selben Jahr (1874) wie die Brahmskonzertwoche in Leipzig kam Marie Fillunger zu den Herzogenbergs und wurde von ihnen herzlich aufgenommen. Anschließend stellte sie sich bei Clara Schumann in Berlin vor. Auch hier wurde sie warm empfangen (vgl. Eugenie Schumann, Claras Kinder, Berlin 1999, S. 213f. und «Mit tausend Küssen Deine Fillu.» Die Briefe der Sängerin Marie Fillunger an Eugenie Schumann, hrsg. v. E. Rieger, erscheint Köln 2002). zurück
  34. Z. B. Briefe von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 7. 2. 1877 und 2. 5. 1878, öNB Autogr. 979/8-1 und 979/15-4. zurück
  35. Konzerte am 27. 4. 1878, 10. 12. 1878, 19. 2. 1881, 11. 12. 1881, 21. 3. 1885 und 10. 5. 1885 (vgl. «Lobet Gott in seinen Reichen.», S. 8ff.). zurück
  36. Mehrmals vermittelte Marie Fillunger z. B. in schwierigen Situationen zwischen den Herzogenbergs und Clara Schumann; vgl. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 12. und 14. 12. 1877, öNB Autogr. 979/13-17 und 979/13-18. zurück
  37. Schon zu Lebzeiten von Johannes Brahms bildeten sich in verschiedenen deutschen Städten (z. B. Hamburg, Berlin, Leipzig), aber auch in österreich, in Holland oder in der Schweiz Zentren der Verehrung und Verbreitung seiner Werke. Auch diese Zentren beruhten auf Freundeskreisen, die mit Brahms persönlich verbunden waren. So stammte Brahms aus Hamburg, lebte ab 1862 in Wien und fuhr auch regelmäßig zu Konzertreisen nach Holland und in die Schweiz. Die Herzogenbergs waren über Elisabeths ehemaligen Lehrer Julius Epstein, ihre Jugendfreundin Bertha Faber (Wien), über das Ehepaar Engelmann und Julius und Amanda Röntgen (Utrecht) und über Heinrichs Verleger Rieter-Biedermann oder den späteren Leipziger Komponisten Theodor Kirchner (Winterthur) mit den Kreisen in Wien, Holland und in der Schweiz verbunden (vgl. Werner G. Zimmermann, Brahms in der Schweiz, Zürich 1983, S. 30f.; Otto Biba, Johannes Brahms in Wien. Ausstellung. Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde. 19. April bis 30. Juni 1983, Wien 1983, S. 17ff.; zu den holländischen Konzertreisen vgl. Kalbeck, Johannes Brahms, 1904-1914, Bd. 3, S. 66ff., 183ff., 264; zu Emma Engelmann z. B. Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 30f., 46f.). zurück
  38. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 28. 4./1. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 31). zurück
  39. Eugenie Schumann begleitete ihren schwer kranken Bruder Felix während seines Sanatorienaufenthalts in Meran (vgl. z. B. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 11. 5. 1877, öNB Autogr. 979/10-13). zurück
  40. Brief von Heinrich von Herzogenberg an Philipp Spitta vom 1. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 29). zurück
  41. Die mögliche Anwesenheit Marie Schumanns und Marie Fillungers bei allen Verabredungen mit Clara Schumann wurde nicht extra vermerkt. zurück
  42. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 28. 4./1. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 31). zurück
  43. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 4. und 5. 5. 1877, ebd. zurück
  44. Geplant laut Brief von Heinrich von Herzogenberg an Philipp Spitta vom 1. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 29). zurück
  45. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 4. und 5. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 31). zurück
  46. Ebd. zurück
  47. Ebd. zurück
  48. Ebd. zurück
  49. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 8. 5. 1877, ebd.  zurück
  50. Hans Kühner, Art. «Julius Stockhausen» in: MGG 12, Kassel 1965, Sp. 1367. zurück
  51. Vgl. z. B. Heinz Becker, Brahms, Stuttgart 1993, S. 21f. zurück
  52. Wolfgang Boetticher, Art. «Joseph Joachim», in: MGG 7, Kassel 1958, Sp. 56ff. zurück
  53. Adam Adrio, Art. «Woldemar Bargiel», in: MGG 1, Kassel 1949-51, Sp. 1267ff. zurück
  54. Schilling, Philipp Spitta, S. 59. zurück
  55. Vgl. ebd., S. 16. zurück
  56. Richard Schaal, Art. «Radecke», in: MGG 10, Kassel 1962, Sp. 1850f. zurück
  57. Schilling, Philipp Spitta, S. 159. zurück
  58. Vgl. Berthold Litzmann, Clara Schumann. Ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen, Leipzig 1910, Bd. 3, S. 319. zurück
  59. Litzmann, Clara Schumann, S. 87 und Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Irene und Adolf von Hildebrand vom 21. 5. 1886, BSB Ana 550: Herzogenberg. zurück
  60. Ebd., S. 100ff. zurück
  61. Vgl. z. B. das Kapitel «Philipp Spitta» in Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 125ff. zurück
  62. Ebd., S. 58ff. zurück
  63. Briefe von Heinrich von Herzogenberg an Philipp Spitta vom 1. 5. 1877 und von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 4. und 5. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 29 u. 31). zurück
  64. Dass Marie Fillunger Clara Schumann in ihren Briefen an Eugenie von Anfang an mit «Mama» bezeichnete, zeigt, wie eng ihre Zugehörigkeit zur Familie Schumann war. zurück
  65. Brief Marie Fillungers vom 4. und 5. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 31). zurück
  66. Ebd. zurück
  67. Ebd. zurück
  68. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Johannes Brahms vom 13. 7. 1882, Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 185. zurück
  69. Brief von Marie Fillunger an Eugenie Schumann vom 8. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 31). zurück
  70. Möglicherweise handelt es sich um Herzogenbergs 1875 entstandenes Streichquartett in d-Moll op. 18, das 1876 bei Breitkopf und Härtel im Druck erschien (vgl. Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 276). Es ist aber genauso gut möglich, dass es sich um eine gerade fertig gestellte Neukomposition handelte, die Herzogenberg dann aber nicht veröffentlichte. zurück
  71. Brief von Heinrich von Herzogenberg an Johannes Brahms vom 27. 4. 1877, ebd. (vgl. Anm. 23). zurück
  72. Briefe an Brahms von Elisabeth von Herzogenberg vom 5. 5. 1877, Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 26, und von Clara Schumann vom 5. 5. 1877, ebd. (vgl. Anm. 30). zurück
  73. Vgl. Ruhbaum, «Elisabeth von Herzogenberg als Musikförderin». zurück
  74. Vgl. ebd. zurück
  75. Eugenie Schumann schreibt in ihren Erinnerungen, Elisabeth habe diesen Satz sogar nach einmaligem Hören auswendig gekannt (Schumann, Claras Kinder, S. 216). Aus dem Briefwechsel zwischen Brahms und den Herzogenbergs geht hervor, dass sie die Sinfonie bei der Aufführung am 10. 1. 1878 (bzw. bei den Proben dafür) im Leipziger Gewandhaus zum ersten Mal hörte (Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 1, S. 41ff.). Max Kalbeck überliefert, dass sie bei dieser Gelegenheit Brahms den Satz aus dem Gedächtnis vorspielte, nachdem sie das Werk bei der Generalprobe und bei der Aufführung gehört hatte (Kalbeck, Johannes Brahms, 1904-1914, Bd. 3, S. 182). Da Brahms sich während seiner Zeit in Leipzig wieder zu Gast bei den Herzogenbergs aufhielt, hatte Elisabeth hier allerdings auch elf Tage lang Gelegenheit, das Manuskript zu studieren. Weiter berichtet Kalbeck, dass sie den Satz nach einem dritten Hören (am 6. 3. 1878 in Dresden) sogar aufschrieb (ebd.). Hierauf bezieht sich wohl Ethel Smyth, die überliefert, dass Elisabeth von Herzogenberg das Werk ohne Hören, nur aus der Partitur heraus aufgeschrieben hätte: «knocked together in a few hours from the full score lent her by him before she had ever heard an note of it» (Smyth, Impressions That Remained, S. 180). Elisabeth spielte Ethel den Satz im Frühjahr 1878 in Leipzig vor. Im Nachlass von Ethel Smyth befindet sich eine (ihre?) Abschrift eines Klavierauszugs des ersten Satzes der Sinfonie, bei dem es sich wahrscheinlich um diese Niederschrift von Elisabeth von Herzogenberg handelt (British Library, ADD. MS. 46857). zurück
  76. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 27. 1. 1878, SBB N. Mus. Nachl. K. Schumann 3, 257. zurück
  77. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Ethel Smyth vom 15. 7. 1878, auf Englisch abgedruckt in: Smyth, Impressions That Remained, S. 270. zurück
  78. Brahms war sich dieser Förderung auch durchaus bewusst, wenn er ihr z. B. schrieb: «Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief, der nicht schöner und besser sein konnte. Zudem scheint er mir sehr mit dem zu stimmen, was ich so beiläufig dachte und wünschte. Nur wird’s öfter himmelblau, wo es mir noch grau erschien. […] Sie glauben aber nicht, was man für ein Vergnügen an so Liedern haben kann, wenn man Ihre Beschreibung dazu liest» (Brief vom [28. 5. 1887], Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 2, S. 67).zurück
  79. Vgl. z. B. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Johannes Brahms vom 9. und 10. 1. 1887 (ebd., S. 142). zurück
  80. Brief vom 9. und 10. 1. 1887, ebd., S. 142. zurück
  81. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Clara Schumann vom 13. 9. 1880, N. Mus. Nachl. K. Schumann 4, 60. zurück
  82. Brief von Elisabeth von Herzogenberg an Johannes Brahms vom 28. 12. 1886, Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 2, S. 138. zurück
  83. Wilhelm Altmann, Heinrich von Herzogenberg. Sein Leben und Schaffen, Leipzig 1903, S. 9. zurück
  84. Robert Schumann, «Neue Bahnen», in: Neue Zeitschrift für Musik 18 (1853), S. 185-186. zurück
  85. Brief vom [15. 1. 1887], Kalbeck, Johannes Brahms im Briefwechsel, 1907, Bd. 2, S. 149. zurück
  86. Ebd., Bd. 1, S. XII. zurück
  87. Vgl. Ruhbaum, «Elisabeth von Herzogenberg als Musikförderin». zurück
  88. Brief von Eugenie Schumann an Mary Fiedler vom 23. 1. o. J., BSB Leviana II, 3: Schumann, Eugenie. zurück
  89. Ebd. zurück
  90. Wiechert, Heinrich von Herzogenberg, S. 18 und S. 32. zurück
  91. Brief von Philipp Spitta an Heinrich von Herzogenberg vom 9. 12. 1877, SBB N. Mus. Nachl. 59, A 80. zurück
  92. Brief von Philipp Spitta an Elisabeth von Herzogenberg vom 19. 7. 1878 SBB N. Mus. Nachl. 59, A 83. zurück
  93. Brief von Heinrich von Herzogenberg an Philipp Spitta vom 21. 4. 1883, SBB N. Mus. Nachl. 59, A 247. zurück
  94. Vgl. Konrad Klek, «Heinrich von Herzogenberg und Friedrich Spitta. Sieben fruchtbare Jahre für die evangelische Kirchenmusik 1893-1900», in: MuK (I:) 63 (1993), S. 312-318, (II:) 64 (1994), S. 95-106. zurück
  95. Vgl. Rieger, Die Briefe der Sängerin Marie Fillunger. zurück
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