Herzogenberg und Heiden
Übersicht

Aktuelles
• Der Komponist,
  sein Umfeld,
  seine Zeit
Werkverzeichnis
   - nach Gattungen
   - nach Opuszahlen
• Musikwissenschaftl. Beiträge, 
  Werkeinführungen, Analysen

Briefwechsel/Transkriptionen
• Herzogenberg-Gesellschaft
Herzogenberg-Freundeskreis
• aufgelöst: Herzogenberg-Fonds 
Herzogenberg-Konzerte & Zyklen
in Heiden     andern Orts  
• au
f YouTube
Gönner der Sache
Herzogenberg
und
der Konzertreihen
CD-Kiosk
• Bücher
Musikverlage
Herzogenberg-Noten:
Werkliste, Bestellungen,
Verlage,
gratis Download
Aktuelles
• Links

Musik, die heilt?

Heiden (Schweiz) gründet und beherbergt seit 3. April 2004 die Internationale Herzogenberg-Gesellschaft. In seinem Heidener Refugium schuf der Komponist Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) mehrere grosse Musikstücke, die stilistisch beeinflusst sind von Johann Sebastian Bach, dem Klassiker der Ordnungsmusik (musiktherapeutischer Fachbegriff).

Herzogenbergs Klänge wirken ebenfalls ordnend, wohltuend aufbauend und daher entspannend. Ein Komponist also, der Musik schrieb und spielte, die heilend wirkt. Das Herzogenberg-Haus in Heiden/Schweiz ist ein stattliches, geheimnisvolles Gebäude am Waldesrand – mit Blick auf den blauen Bodensee. Kein Wunder, dass hier der schaffensfreudige Komponist Musik schaffen konnte, die berührt und beruhigt.

Die Wirkung von Musik auf den Menschen ist eine sehr alte Wissenschaft. Durch Klänge bestimmte Gefühle und Stimmungen zu erzeugen, wird von allen Kulturen der Erde seit jeher versucht. Pädagogen, Psychologen, Therapeuten, aber auch Werbefachleute und das Militär (!) zeigen Interesse an der Frage „wie können Menschen durch Musik in ihrem Verhalten beeinflusst werden?"

 

Welche Musik wirkt wie?

Gleich vorab: Zwei experimentelle Studien (Details s.u.) zeigen, dass Musik von Johann Sebastian Bach und Johann Pachelbel auf Menschen deutlich anders wirkt als wie beispielsweise Musik von Johann Strauss und Ludwig van Beethoven. Auch Musik von Heinz Stockhausen und Paul Hindemith wird anders empfunden als wie Musik von den Beatles und Jimi Hendrix.

Hier zwei Kontraste: Spontane mündliche und freie schriftliche Urteile von Versuchspersonen zur Test-Frage „Wie wirkt diese Musik auf mich“:
Heinz Stockhausen und Paul Hindemith: „Äusserungen wie „muss das sein?“, „freiwillig würde ich das nie anhören“, „ich würde fortlaufen“, „keine Musik für mich“, „Gott-sei-dank, zu Ende“, usw.“
Johann Sebastian Bach und Johann Pachelbel: „Entspannend, belebend, sehr wohltuend, beruhigend, mildtätig stimmend, Wärmegefühl, usw.“
Verständlich, dass die Musik von Heinrich von Herzogenberg – stilistisch geprägt von Johann Sebastian Bach – auch die Merkmale „entspannend“ und „wohltuend“ erhält.

Im Folgenden wird dargestellt, wie wohltuende Ordnungsmusik analysiert und ihr therapeutischer Wirkfaktor bestimmt wird.

 

Musik als Therapie oder Störfaktor?

Bei Fragen wie „Musik als Therapie oder Störfaktor?2 und „ Erzeugt oder reduziert Musik Stress?“ geht es nicht um die Analyse oder Interpretation von musikalischen Werken. Vielmehr um die Untersuchung, ob und inwiefern ein Musikstück erzieherischen, therapeutischen oder gar heilpädagogischen Wert hat. Dies schliesst sowohl aktives Musizieren als auch rezeptives Musikhören ein.

Musik ist – neben Licht oder Vibration - ein „Schallwellen-Ereignis“, also eine der Energieformen der Aussenwelt. Ärzte oder Therapeuten interessiert die Wirkungsweise von akustischen Reizen (Musik) auf den menschlichen Organismus (Beeinflussung physiologisch-biologischer Werte) als auch auf die seelische Befindlichkeit (psychologische Veränderungen).

 

Wie wird die Wirkung auf den menschlichen Organismus gemessen?

Beispiel: Das Forschungszentrum für Experimentelle Musikpsychologie der Stiftung Herbert von Karajan (Salzburg/Berlin, www.karajan.org) und das Laboratorium der Landesnervenklinik Salzburg erforschten Musik-Erleben mittels polygraphischer Messungen (Harrer, Grundlagen der Musiktherapie und Musikpsychologie, Fischer; Revers/Harrer/Simon, Neue Wege der Musiktherapie, Econ). Während aktivem Musizieren oder rezeptiven Musik-Hören wurden Veränderungen der Pulsfrequenz, Atmung, Herzrhythmus, Gehirn-Tätigkeit, Muskel-Aktivität, Hautwiderstand u.a. untersucht.

Ergebnis (Harrer, S. 38): Die polygraphische Messungen zeigen, dass äussere Schall-Ereignisse biologisch-physiologische Werte im Organismus verändern. Zum Beispiel:
1. Aktives Musik-Spielen verändert physiologische Werte durchgängig stärker als passives Musikhören. z.B. steigt der Puls durchschnittlich von 70 auf 85 beim Hören, oder von 110 auf 140 beim aktiven Spielen bestimmter Musik.
2. Menschen reagieren verschieden stark auf das Hören ein und desselben Musikstücks, d.h. dass die durch Musik beeinflussten Veränderungen der physiologischen Werte (Atem, Pulsfrequenz usw.) individuell voneinander abweichen.

 

Wie wird die Wirkung auf die seelische Befindlichkeit gemessen?

Ob nun ein äusseres Schall-Ereignis als störend oder angenehm empfunden wird, kann mittels Interview oder per Fragebogen erfasst werden. „Musik-Erleben ist keine Funktion einer physiologischen Apparatur, sondern ist tiefgreifend geformt vom Prozess der gesamten biographischen Erfahrung“ (Harrer, S. 95). Musiktherapeutisch orientierte Forscher ziehen hierbei eine freie Meinungs-Äusserung einer vorgegebenen „manipulierenden“ Frage-Antwort-Struktur (Polaritäten-Profil) vor. Nur eine umfassende Betrachtung wird der Ganzheit des Menschen, der psychophysischen Einheit von Körper, Seele und Geist, gerecht.

 

„Nicht das Ohr hört, sondern der Ganze Mensch hört“ (Hugo Kükelhaus)

Bei einer Rehabilitation bzw. Gesundung von Körper, Seele und Geist geht es darum, den Kranken das lernen und festigen zu lassen, was er in der Krankheit verlernt – oder allgemein nur wenig ausgebildet – hat. Viele Verfahren musikalischer Bewegungs-Schulung und der aktiven und rezeptiven Musiktherapie dienen der Rehabilitation. Doch welche Musik-Art erzeugt welche Veränderungen beim Menschen?

Im Folgenden ein Vergleich der Wirkung von vier verschiedenen Musik-Arten, komponiert und repräsentiert von vier Komponisten. Ein allgemeines Ergebnis vorab (Harrer, S. 39): „Die physiologischen Werte (polygraphische Kurven) zeigen in Abhängigkeit vom jeweiligen gehörten Musikstück charakteristische Änderungen der Atmung“. Im Detail (beispielhafte Auszüge)::

Heinz Stockhausen (Telemusik): unregelmässigere Atmung
Paul Hindemith (Oktett): unregelmässigere Atmung
Ludwig van Beethoven (Romanze für Violine, Orchester): vertiefte Atmung
Johann Sebastian Bach (Brandenburgisches Konzert): vertiefte, gleichmässigere Atmung

 

Musik als Stress-Erzeuger? Musik als Stress-Reduzierer?

Noch differenziertere Veränderungen im Organismus durch Musik kann die „bioelektronische Funktionsdiagnostik“ nachweisen. Sie versucht Informations-Übertragung und Energie-Steuerung in biologischen Systemen zu erfassen.
Die bioelektronische Funktionsdiagnostik wird in der Elektroakupunktur zum Testen der Wirkung von Medikamenten auf den menschlichen Organismus erfolgreich verwendet.

Musik als Kommunikationsmedium und Informationsträger dürfte ebenfalls Einfluss auf die gesamte Energiesteuerung des Organismus nehmen. Also analysiert die Untersuchung von Grunwald M. & Marschner G. (Musik als Therapie oder Störfaktor. Haug, Heidelberg) physiologische Werten per bioelektronischer Funktionsdiagnostik. Parallel dazu werden spontane mündliche und freie schriftliche Urteile registriert, sowie Reaktionen wie Mimik, Gestik, Haltung und äussere Körperbewegungen erfasst.

Im Folgenden ein Vergleich der Wirkung von fünf verschiedenen Musik-Arten, repräsentiert von fünf Komponisten. Erstes allgemeines Ergebnis (Grunwald/Marschner, S. 33 ff): Die bioelektronische Funktionsdiagnostik zeigen individuell-charakteristische Veränderungen der Energie-Zustände der Meridiane (Leber-, Niere-, Darm-, Gallenblase-, Lungen-, Herzmeridian ) – ja nach gehörtem Musikstück. Im Detail (beispielhafte Auszüge):

Johann Pachelbel (Kanon D-Dur): normalisierend, ausgleichend
Vivaldi (Vier Jahreszeiten: Herbst): normalisierend, ausgleichend
Volksweise (Polka aus Tirol): unterschiedlich
Johann Strauss (Walzer): unterschiedlich
Jimi Hendrix (Flashing): unterschiedlich

Spontane mündliche und freie schriftliche Urteile der Versuchpersonen zur Test-Frage „Wie wirkt diese Musik auf mich“ besagen (Grunwald/Marschner, S. 36, 39):

Johann Pachelbel (Kanon D-Dur), Vivaldi (Vier Jahreszeiten: Herbst):
„Entspannend, belebend, sehr wohltuend, beruhigend, mildtätig stimmend, entkrampft Geist und Körper, lockert Muskulatur, Wärmegefühl, Freude, nachklingend, ein Genuss, positiv, usw“.
Volksweise (Polka aus Tirol) oder Johann Strauss (Walzer): „Anregend, eintönig, nervend nach längerer Zeit, usw.“
Jimi Hendrix (Flashing): „Aufpeitschend, unausgeglichen, angenehm zerstreuend, anspannend, usw.“

 

Musik als psycho-somatisches Medikament?

Wie können Hinweise zum gezielten Einsatz von Musik gegeben werden?
Die Analyse lautet: Welche Musik wirkt wie – und zwar nachweislich jenseits individueller Musikvorlieben?

Für den Alltagsmenschen interessiert hier: Welche Musik wirkt stress-steigernd oder aber stress-reduzierend? Grunwald/Marschner formulieren hierzu (Auszug): „Zur Normalisierung der Pulsfrequenz erscheint uns der D-Dur Kanon von Johann Pachelbel geeignet“ (Ordnungsmusik wie Johann Sebastian Bach). Warum? „Wegen seinem ständig wiederkehrenden und dadurch beruhigenden langsamen Generalbass-Thema. Therapeutische Ansätze gehen heute wieder auf den biologischen Grundrhythmus der Atembewegungen hinaus“.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die Untersuchungen von Glaser „Regelungsmechanismen der Atembewegungen“ (Erfahrungsheilkunde, Haug Verlag) oder die experimentellen Analysen von Schroeder „Musiktherapie bei Schlafstörungen“ (Erfahrungsheilkunde, Haug Verlag).

 

 

 

Dr. phil. Chris Veil
Psychologin FSP, Psychotherapeutin
Heiden/Schweiz
ckveil@bluewin.ch


nach oben  Übersicht